Sprich offen über deine emotionalen und sexuellen Bedürfnisse – Wie (sexuelle) Kommunikation funktioniert

Sprich offen über deine emotionalen und sexuellen Bedürfnisse.
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Wir sagen es immer wieder: Kommunikation ist das A und O – in jedem Bereich des Lebens. Wir wissen aber auch, dass es schwierig sein kann, über seine emotionalen und sexuellen Bedürfnisse zu sprechen. Meist aus falscher Scham oder Angst vor der Reaktion des Gegenübers trauen sich viele nicht, klar und deutlich sexuelle Wünsche zu äußern. Doch die Grundlage eines zufriedenen Sexlebens ist, sich miteinander auszutauschen, nicht nur körperlich, sondern auch kommunikativ. Es ist an der Zeit, dass wir mal miteinander reden!

Was ist sexuelle Kommunikation eigentlich?

Für gewöhnlich definiert sexuelle Kommunikation die Fähigkeit, seine Präferenzen bezüglich des Geschlechts ausdrücken zu können. Bei einer ausgeprägten sexuellen Kommunikationsfähigkeit bist du in der Lage, ganz klar zu sagen und zu zeigen, was du magst und beim Sex willst– ob Küssen und zärtliche Streicheleinheiten, Oral- oder Analsex und so weiter. Nicht geäußerte und somit ja auch meist nicht erfüllte Bedürfnisse führen zu Missverständnissen mit dem/der Partner/in und letztendlich auch zu Frustration, da sexuelle Befriedigung und die Orgasmusfähigkeit eingeschränkt werden. Und sind wir ehrlich: Wenn Sex keinen Spaß mehr macht, sondern eher anstrengend wird, dann führt es dazu, dass er auch immer seltener wird.

Gehemmte sexuelle Kommunikation ist nicht primär ein Problem von Singles oder jungen Pärchen, sondern eher von Verheirateten. Denn Ehe führt nicht automatisch zu einer verbesserten sexuellen Kommunikation. Es scheint eher so, dass mit der Zeit der Wille abnimmt, mit seinem/seiner Partner/in über sexuelle Bedürfnisse oder Fantasien zu sprechen. Reden im Bett? Fehlanzeige! Auch in Ehen schämen sich viele und vermeiden eine offene sexuelle Kommunikation. Häufig besteht die Vorstellung, dass der/die Partner/in schon merken wird, was man sich wünscht. Doch auch hier gilt: Mein Gegenüber kann meine Gedanken nicht lesen. Wenn ich nicht sage, was mir gefällt oder eben auch nicht gefällt, kann sich auch nichts ändern. Allgemein scheint bei manchen Paaren der Wille miteinander zu kommunizieren, mit der Zeit generell einzuschlafen. Wie häufig sieht man Paare im Urlaub oder in Restaurants, die sich gegenübersitzen und sich nichts zu sagen haben oder besser: sich mit anderen Dingen beschäftigen als mit dem Partner. Lieber starrt man auf sein Handy und scrollt durch Instagram oder schaut gefühlt das tausendste YouTube Short als mal hochzuschauen und mit dem Menschen, mit dem man unterwegs ist, zu reden. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man keine Lust mehr hat, sich im Sexleben anzustrengen.

Paar sitzt in einem Café, beide schauen auf ihre Handys und sprechen nicht mit einander
Lenkt euch nicht ab – redet mit einander!

Jedoch geht es hier nicht allein um die Fähigkeit, über seine sexuellen Präferenzen, Wünsche und Fantasien zu sprechen. Wichtig ist es auch, seine emotionalen Bedürfnisse klar und ohne Scheu äußern zu können. Denn wenn in einer Beziehung emotionale Aspekte fehlen oder nicht beachtet werden, dann hat das auch Auswirkungen auf dein Sexleben. Daher gehören emotionale und sexuelle Bedürfnisse einfach zusammen und es ist wichtig, klar und offen über diese sprechen zu können. Doch warum sind so viele von uns gehemmt, wenn es genau darum geht?

Warum haben wir so große Angst, über unsere Bedürfnisse zu sprechen?

Es sollte doch einfach sein, darüber zu reden, was man sich wünscht. Machen wir doch an Weihnachten oder zu Geburtstagen auch 😊 Aber Mal im Ernst: Immer noch ist es durch Erziehung oder gesellschaftliche Prägung ein Tabu, offen über seine Sexualität zu sprechen. Eine Person, die öffentlich über sexuelle Vorlieben spricht und diese auch einfordert, wird häufig als vulgär oder billig bezeichnet. Selbst mit engen Freunden über Sex zu sprechen, ist meist nicht oder nur bedingt möglich. Das Gleiche gilt auch für das Äußern von emotionalen Bedürfnissen.

Immer wieder hört man, dass besonders Frauen in Beziehungen Hemmungen haben, offen über ihre emotionalen und sexuellen Bedürfnisse zu sprechen. Oftmals sieht man dysfunktionale Beziehungen, in denen sich die Frau unterordnet und sich sogar selbst kleiner macht, die eigenen Wünsche ignoriert, damit die Beziehung (vermeintlich) funktioniert. Warum ist das so?

Man hört immer wieder die Angst, für immer alleine zu sein – Das Stigma des Dauersingles als mitschwingende Gefahr. Doch mal ehrlich: Wer will denn bitte in einer Beziehung sein, in der man sich total verbiegen oder Angst haben muss, nicht mehr geliebt zu werden, nur weil man seine eigenen Bedürfnisse kommuniziert? Woher kommt diese Angst? Oder besser gefragt: Wer schürt diese Angst? Auch das zeigt sich beim näheren Betrachten: die eigene Familie – gerne die Eltern. Typische Sätze, die man als Single immer wieder hört:

„Ach, du findest schon noch den/die Richtige/n.“

„So langsam wird es Zeit…du wirst auch nicht jünger.“ (Ach echt? Nur kein Druck…)

„Du bist einfach zu anspruchsvoll.“ (der absolute Klassiker 😊)

Die traditionelle Erziehung und die daraus resultierende Meinung, dass es ein (wenn nicht sogar das) Ziel im Leben ist, eine/n Partner/in zu haben, führt oft zu Beziehungsabhängigkeit. Deren Ursprung liegt in einem negativen Selbstbild, das dafür sorgt, dass man von Menschen, ihrer Meinung und Zuwendung abhängig wird, weil man nur so ein Gefühl von Wert und Sicherheit erreichen kann. Und das führt dann dazu, dass sich so viele verbiegen und panische Angst davor haben, ihre sexuellen und emotionalen Bedürfnisse zu kommunizieren.

Was du tun kannst, um deine (sexuelle) Kommunikationsfähigkeit zu verbessern

Doch was, wenn einem einfach die Worte fehlen? In diesem Fall empfiehlt es sich, zu üben. Finde für dich Worte für deine Geschlechtsorgane, mit denen du dich wohl fühlst und die du im Gespräch sicher verwenden kannst. Mache dir auch darüber Gedanken, was dir gefällt, was dich erregt und wie du berührt werden möchtest. Um das zu wissen, musst du deinen eigenen Körper kennen und das geht am besten über Masturbation. Fasse dich an und entdecke dich selbst!

Rothaarige Frau berührt sich am Hals und genießt die Berührung
Masturbation hilft dir, zu wissen, was du magst.

Wenn du diese Grundlagen geklärt hast, bereite dich auf das Gespräch mit deinem/deiner Partner/in vor und plane es. Sexuelle Kommunikation braucht nämlich die richtige Zeit und den richtigen Rahmen. Morgens am Frühstückstisch, kurz bevor man zur Arbeit aufbrechen muss, ist nicht die beste Zeit, um so ein sensibles Thema anzusprechen. Unser Tipp: Verabredet euch mit eurem Partner zu einer Datenight. Ein fester Tag, an dem man ausgeht und sich nur mit dem Partner beschäftigt – hier herrscht absolutes Handyverbot (nicht verhandelbar). Wenn man sich nämlich mal gegenübersitzt und sich nicht ablenken kann, redet man zwangsläufig miteinander. Macht diesen Abend zu etwas Besonderem. Außerhalb des Schlafzimmers ist die Stimmung meist etwas lockerer und Gespräche über eventuell heikle Themen fallen leichter (Was nicht bedeutet, dass ihr in eurem Schlafzimmer nicht auch über eure Bedürfnisse sprechen solltet).

Du, wir müssen reden! Bei diesem Satz zieht sich alles bei einem zusammen und die Alarmglocken gehen an. Anstatt ein vernünftiges Gespräch zu führen, erwartet man eher Schwierigkeiten. Nicht die beste Art, ein Gespräch zu beginnen. Bei der oben beschriebenen Datenight bietet sich zum Beispiel an, ganz ehrlich und ohne viel Schnickschnack zu sagen, was man gerne mal ausprobieren möchte oder was einem besonders gut gefällt: „Ich mag es, wenn du…“ oder „Ich möchte, dass du mich beim nächsten Mal hier und dort berührst.“ Formuliert einfache und klare Sätze. Ihr müsst keine Romane erzählen.

Probiert es mal. Redet immer wieder in und außerhalb eures Schlafzimmers über eure sexuellen und emotionalen Bedürfnisse. Ihr werdet sehen, dass es mit jedem Mal einfacher wird. Und eins ist noch ganz wichtig: Ihr habt ein Recht, euch mitzuteilen. Wenn euer Gegenüber nicht auf eure Bedürfnisse eingehen oder sich diese nicht einmal richtig anhören möchte, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ihr sucht euch Hilfe bei einem Sexualtherapeuten oder ihr seht ein, dass ihr nicht zusammenpasst. Das mag jetzt sehr hart klingen. Aber eine Beziehung – egal welcher Art – in der man sich nicht mitteilen kann und sich verbiegen muss, macht auf Dauer nicht glücklich. Und jeder hat Glück verdient!

Bildquellen: pexels-ketut-subiyanto-4759936, pexels-cottonbro-studio-7339206, pexels-yaroslav-shuraev-5085386

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